In the Voices of the Living
16. Mai 2023
Ralph Vaughan Williams’ Liederzyklus On Wenlock Edge für Tenor, Klavier und Streichquartett ist einer der bedeutendsten Frühwerke des englischen Komponisten. In Deutschland hört man diesen Zyklus selten. Hier gelingt es Vaughan Williams die Texte Housemans in einem reizvollen Medium zwischen Kammermusik und Klavierlied einzufangen.
Mark-Anthony Turnages Three Farewells ist eine ungewöhnlich lyrische Komposition und zählt auch wie On Wenlock Edge von Vaughan Williams zu seinen frühen Werken. Hier zeigt sich Turnages Interesse an Literatur, wie auch später Bedford, bleibt aber rein instrumental.
Luke Bedford, Engländer Jahrgang 1978, hat es geschafft, eine Musik zu schreiben, die eine eigene und stets wieder erkennbare Klangwelt kreiert. Seine Werke sind geprägt von Stringenz des musikalischen Materials. Entwickelnde Variation ist ein Merkmal seines Personalstils. Motive oder harmonische Gestalten erfahren subtile Veränderungen, ohne dabei ihren besondere Physiognomie zu verlieren. Diesen Prozess zu verfolgen ist für den Zuhörer möglich und macht die Musik organisch. Der Musik Luke Bedfords zu begegnen, ist wie ein Lustwandeln in einem Ziergarten. Man begeht ihn in Ruhe und erfreut sich seiner Schönheit. Die Anordnung, das Autarieren der Elemente ist im Einklang mit dem Ganzen, so dass dem Spaziergänger bzw. dem Zuhörer ein Vergnügen ob der Schönheit erfährt.
Aufträge und Uraufführungen von Ensembles wie der London-Sinfonietta, dem Ensemble Modern, dem Arditti Quartett oder dem Royal Opera House London bzw. der Hamburger Staatsoper sind deutliche Anzeichen, dass Bedford einer der vielversprechendsten Komponisten der jüngeren Generation ist.
Sein Liederzyklus für Tenor und sechs Instrumente In the Voices of the Living wurde 2021 von der London Sinfonietta und dem Tenor Mark Padmore uraufgeführt.
Für die Holst-Sinfonietta ist die Begegnung mit Bedfords Musik eine große Bereicherung, die sie 2017 mit der Ersteinspielung seiner Oper Through his Teeth und 2021 mir einer erfolgreichen Porträt-CD (inkl. Nominierung für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik) unter dem Titel Besilvering (erschienen 2021) mit zehn Instrumentalwerken weiter verfolgt hat.
Die Holst-Sinfonietta freut sich auf die Fortsetzung der Arbeit mit dem österreichischen Tenor Daniel Johannsen. Über sein Debüt bei der Holst-Sinfonietta im November 2021 mit Hans Zenders Schuberts Winterreise schrieb die Badische Zeitung: „Was aber den Abend zu einer Sternstunde macht, ist der Tenor Daniel Johannsen.“