Ratibor! Und der Fluss Mississippi...
16. Mai 2024
Wohl selten hat ein Komponist durch die Wirrungen der Verfolgung und des Exils eine extrem disparate Biographie zwischen Ruhm und Vergessen erleben müssen wie Ernst Toch. Als ein in Wien geborener Jude hat er eine große Berühmtheit in den 20-er Jahren erlangt und wurde zusammen mit Paul Hindemith als führender Repräsentant der sogenannten Neuen Sachlichkeit angesehen. Seine Werke waren sehr präsent und erlangten hohe Aufführungszahlen. Als er dann schon 1933 Hitlerdeutschland verließ, weil er sehr früh der lebensbedrohlichen Gefahr für sich und seine Familie gewahr wurde, war der Höhepunkt seines frühen Ruhms bald dahin. Ab diesem Augenblick begann in Deutschland das Vergessen, nur im Exil in den USA, wo er versuchte an die Erfolge der Weimarer Republik anzuknüpfen, erlangte er Achtung, konnte aber in Deutschland (ähnlich wie E.W. Korngold) nach dem 2. Weltkrieg nie wieder an seine Glanzzeiten anknüpfen und lebte bis zu seinem Tod 1964 in Kalifornien. Berühmt geworden ist seine eigene Einschätzung, dass er wohl als der am meisten vergessene Komponist des 20. Jh. zu bezeichnen sei. Hierzulande kennt man noch seine unterhaltsame Fuge aus der Geographie für Sprechchor oder das Klavierstück Der Jongleur.
Die Holst-Sinfonietta meint, dass es Zeit ist Toch wieder zu begegnen und widmet ihm deswegen dieses Porträtkonzert anlässlich seines 60. Todesjahrs mit diversen bedeutenden Vokal- und Instrumentalwerken. Die Fuge aus der Geographie darf natürlich nicht fehlen.
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