Kontraste: Glass meets Webern

Erster Termin
5 November 2013
An interlocking concert – Minimal Music und Zweite Wiener Schule

Das Programm »Kontraste: Glass meets Webern« nimmt eine von der Holst-Sinfonietta 2011 zum ersten Mal umgesetzte Idee auf, Komponisten ganz unterschiedlicher Strömungen gegenüberzustellen, und verdichtet diese weiter. Es gibt wohl keinen größeren Kontrast in der Musik des 20. Jahrhunderts als zwischen den repitierenden Klangbändern des kommerziell sehr erfolgreichen Minimalisten Philip Glass und den aphoristischen, fein gewobenen Miniaturen eines Anton Webern, des radikalsten Komponisten der frühen Moderne.

Nicht umsonst war die Musik des Schönbergschülers Webern Ausgangspunkt für die junge Komponistengeneration der „Stunde Null“ wie etwa Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen. Ohne sie wäre die serielle Musik wohl nicht entstanden. Doch trotz Anton Weberns Bekanntheit ist nach wie vor nur eine Minderheit mit seiner Kammermusik wie Drei kleine Stücke op. 11, Sechs Lieder op. 14, Drei Volkstexte op. 17 oder dem Quartett op. 22 wirklich gut vertraut. Dies liegt vermutlich daran, dass seine Musik die meisten Hörer beim ersten Kontakt überfordert, da sie oftmals als dissonant, rhythmisch wenig fasslich und fragil wahrgenommen wird. Eine häufig geäußerte Erfahrung ist die, dass der rein auditive Zugang Weberns Werken schwierig ist, da er keine Rücksicht auf ein Gehör nimmt, das sich mit spätromantischer Musik angefreundet hat.

Philip Glass dagegen, als einer der Hauptvertreter der Minimal Music, gehört zu den kommerziell erfolgreichsten Komponisten der Welt. Seine Musik ist relativ leicht zugänglich, tonal und und auch einem uneingeweihten Hörer verständlich. Glass' umfangreiches Werk umfasst alle Gattungen und beherbergt auch epochale Meilensteine wie die Oper Einstein on the Beach oder eben die Glassworks, die 1982 die erste Zusammenarbeit zwischen dem Komponisten und dem Label CBS war. Im Konzertsaal hört mal diese Musik aufgrund ihrer eigenwilligen Besetzung jedoch eher sehr selten.

In »Kontraste: Glass meets Webern« werden diese musikalischen Welten miteinander interpoliert, wodurch sich die gegensätzlichen Klangwelten spiegeln und trotz Besetzungskorrespondenzen klare Abgrenzungen schaffen. Aber ob sie sich auch befruchten? Fragen tauchen dabei auf wie: Inwieweit ist erfolgreiche zeitgenössische Musik verdächtig? Oder ist Glass nur scheinbar einfach und Webern nur vermeintlich kompliziert?

Ein Konzert der Holst-Sinfonietta in Kooperation mit dem E-Werk Freiburg. Mit freundlicher Unterstützung von: Carl-Schurz-Haus, Kulturamt der Stadt Freiburg und Land Baden-Württemberg.

ProgrammPhilip Glass (*1936)
Glassworks, 1982
für Ensemble
   
Anton Webern (1883-1945)
Drei kleine Stücke op. 11, 1914
für Violoncello und Klavier
Sechs Lieder op. 14 (Georg Trakl), 1917-21
für Stimme, Klarinette, Bassklarinette, Geige und Violoncello
Fünf Canons nach lateinischen Texten op. 16, 1923-24
für hohen Sopran, Klarinette und Bassklarinette
Drei Volkstexte op. 17, 1924-25
für Sopran, Violine (auch Viola), Klarinette und Bassklarinette
Quartett op. 22, 1928-30
für Geige, Klarinette, Tenorsaxophon und Klavier

SängerinSvea Schildknecht Sopran
LeitungKlaus Simon Dirigent

InstrumentalistenDelphine Roche Flöte
Mariella Bachmann Klarinette
Nicole Krüger Bassklarinette, Sopransaxophon
Veronica Reiff Sopransaxophon
Nico Hutter Tenor- und Sopransaxophon
Cornelius Bauer Violine, Viola, Synthesizer
Philipp Schiemenz Violoncello
Klaus Simon Synthesizer

Critiques

Badische Zeitung

8. November 2013

Mit "Floe" gelingt dem Ensemble ein Sog, der mitreißt, ausdrucksstark durch die schnellen, verschachtelten Akkordbrechungen. Und so wird klar, wie nah sich Glass und Webern sein können. Beide streben nach maximalem Ausdruck, nach verdichteter Musik: Glass durch mantrische Wiederholungen und den Prozess im vermeintlich Gleichbleibenden; Webern durch Kürze und atonale Extreme. Das wird gerade bei den Stücken mit Singstimme deutlich. Bei diesen zeigt sich Svea Schildknecht als klarer Sopran zwischen leiser Expressivität und dramatischer Zuspitzung.
Fabian Ober

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