Notte Italiana: Berio, Puccini, Dallapiccola, Schreier & Maw

Erster Termin
12 April 2016
20 Jahre Holst-Sinfonietta: Jubiläumskonzert

Italien, das bedeutet unermessliche Kulturschätze, mildes Klima, Meer und ist spätestens seit Goethes Italienischer Reise für die Deutschen Inbegriff der Sehnsucht nach Veränderung und Inspiration. Ebendort wurde die Oper erfunden und jeder Italienreisende kann und will sich dem einzigartigen Charme dieses Landes nicht entziehen.

Grund genug dieser Sehnsucht musikalisch nachzugehen. Drei der fünf ausgewählten Werke in unserer Notte Italiana stammen von italienischen Komponisten. Als Klassiker ist Giacomo Puccini mit seinem Kleinod Crisantemi für Streichquartett vertreten. Luigi Dallapiccolas Piccola Musica Notturna macht ohrenfällig, dass kunstvolle Musik auch sehr sinnlich sein kann. Ebenso Luciano Berios raffinierte Aria, die wie so oft bei diesem Komponisten auf einen englischen Text vertont wurde.

Als der junge deutsche Komponist Anno Schreier 2010 einen einjährigen Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom als Stipendium erhielt, lernte er dort den Dichter Marcel Beyer kennen, mit dem er den Liederzyklus Fuoco e lagrime (Feuer und Tränen) für Sopran und Klavier konzipierte, der Beyers und Michelangelos Gedichte sehr kunstvoll kombiniert. Für dieses Jubiäumskonzert hat der in Karlsruhe lebende Komponist nun eine Ensemblefassung erstellt, die hier ihre Uraufführung erfährt.

Abschluss und Höhepunkt des Konzerts ist der fünfteilige Liederzyklus La Vita Nuova (im Titel bezugnehmend auf einen Titel Dante Alighieris) des englischen Komponisten Nicholas Maw auf Texte italienischer Renaissancedichter. Der in Deutschland viel zu wenig beachtete Komponist hat mit diesem Zyklus eine Klangwelt geschaffen, der die italienische Sehnsucht und Schönheit einzigartig einfängt. Die Holst-Sinfonietta wagt die längst überfällige Deutsche Erstaufführung dieses Zyklus.

Mit der der jungen Sopranistin Lena Kiepenheuer aus Zürich ist eine versierte Interpretin für die Vokalwerke des Abends dabei, die in Freiburg zuletzt in Bang on a Cans Shelter zu erleben war.

Eine Konzertproduktion der Holst-Sinfonietta in Kooperation mit dem E-Werk Freiburg. Gefördert von: Kulturamt der Stadt Freiburg und Land Baden-Württemberg.

Foto: Sebastian Solte

 
ProgrammLuigi Dallapiccola (1904–1975)
Piccola Musica Notturna (1954)
für Flöte, Oboe, Klarinette, Harfe, Celesta, Violine, Viola, Violoncello
 
Luciano Berio (19252003)
Air aus Opera (Alessandro Striggio, 1969/70)
für Sopran, Klavier, Violine, Viola und Violoncello
 
Anno Schreier (*1979)
Fuoco e lagrime – Dieci Canti su testi di (Marcel Beyer e Michelangelo Buonarroti, 2011/2016)
Uraufführung der Fassung für Sopran und Kammerensemble
 
Giacomo Puccini (1858–1924)
Crisantemi (1890)
für Streichquartett
 
Nicholas Maw (1935–2009)
La Vita Nuova (auf Texte italienischer Renaissancedichter, 1979)
für Sopran und Kammerensemble
Deutsche Erstaufführung
 

SolistinLena Kiepenheuer Sopran
Musikalische LeitungKlaus Simon Dirigent

Holst-SinfoniettaCarolin Fütterer Flöte
Selen Schaper Oboe
Julien Laffaire Klarinette
Annette Winker Fagott
Jun Yamazoe Horn
Julia Weissbarth Harfe
Hans Fuhlbom Klavier
Sylvia Oelkrug Violine
Saskia Mährlein Violine
Cornelius Bauer Viola
Camille Bloch Violoncello

Critiques

Badische Zeitung

15. April 2016

„Die italienische Nacht, die die Holst-Sinfonietta anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens im Freiburger E-Werk mit ihrem musikalischen Leiter Klaus Simon zelebrierte, dient nicht dem leichten Genuss. Genaues Zuhören ist nicht nur gefordert bei den zwei Erstaufführungen von Anno Schreier und Nicholas Maw, sondern der ganze klug programmierte Abend bietet viel zum Entdecken. Genießen kann man trotzdem, weil die Holst-Sinfonietta in allen Besetzungen eine Bella Figura macht und sich mit Detailliebe und hoher klanglicher Qualität den insgesamt fünf Kompositionen widmet. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Kantabilität. Dass der Abend so überzeugend gerät, liegt auch an Lena Kiepenheuer, die mit ihrem klaren, schlackenlosen Sopran die anspruchsvollen Gesangspartien veredelt. [...] Anno Schreiers 2011 komponierter Liedzyklus "Fuoco e lagrime" auf Texte von Michelangelo und Marcel Beyer, dessen Bearbeitung für Ensemble beim Konzert seine Uraufführung erlebt, interpretiert die Schweizerin mit sauberer Diktion und Leichtigkeit. [...] Im Zyklus "La Vita Nuova" (1979) von Nicholas Maw achtet Dirigent Simon auf eine gute Balance. Lena Kiepenheuer zeigt nicht nur in den eisigen Höhen eine traumwandlerische Sicherheit beim Phrasieren. Dass Zwölftonmusik auf leichten Füßen daherkommen kann, stellt die Holst-Sinfonietta in der zarten, melodiösen "Piccola musica notturna" (1954) von Luigi Dallapiccola unter Beweis. Seufzer in der Oboe (Selen Schaper) treffen auf Melodiesprengsel der Klarinette (Julien Laffaire) und duftige Harfenakkorde (Julia Weissbarth). Auch als Streichquartett (Sylvia Oelkrug, Saskia Mährlein, Cornelius Bauer, Camille Bloch) funktioniert das flexible Ensemble: Puccinis "Crisantemi" erklingt in einer schön freien, dunkel timbrierten Version. Complimento!“
Georg Rudiger

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