Mix for Six: Maxwell Davies, Mackey, Haas & Schwantner
3. Februar 2017
Sechs Solisten der Holst-Sinfonietta spielen in ihrem neuem Konzertprogramm Mix for Six in der sogenannten Pierrot-Besetzung (Flöte, Klarinette, Klavier, Violine, Violoncello) mit zusätzlichem Schlagzeug. Diese Besetzung macht den Kern der meisten Neue-Musik-Ensembles aus und hat in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Komponisten inspiriert.
Zwei Werke des Programms sind von Alter Musik durchdrungen oder inspiriert. 1968 schrieb der Schotte Peter Maxwell Davies seine sehr unterhaltsame und augenzwinkernde Reverenz an den „Orpheus Britannicus“ Henry Purcell unter dem Titel Fantasia on a Ground and Two Pavans. Es ist faszinierend, wie er dabei den Spagat zwischen Denkmal und Verzerrung schafft und den Ansatz zwischen Nähe und Fremde definiert. Dass Jazz und Purcell wunderbar gemeinsam funktionieren beweist die Pavan No. 1, während die Pavan No. 2 als Charleston daherkommt.
Auch Georg Friedrich Haas’ tria ex uno von 2001 ist eine Aneignung von Alter Musik, hier einem Agnus Dei aus der Feder von Josquin Desprez, der der flämischen Frührenaissance zugerechnet wird. In drei Schritten (Arrangement – kommentierende Instrumentation – frei assoziierende Neukomposition) stellt Haas Beziehungen seiner Musiksprache zu den Satztechniken Josquins her, indem er die ursprüngliche musikalische Konstruktion in seine klangliche Interpretation miteinbezieht. Anders als Maxwell Davies sucht Haas zunächst eher die Nähe, um dann sich mit Mikrotonalität und Obertonreihen an Josquin spektral abzuarbeiten.
Von Steven Mackey, ein in den USA sehr erfolgreicher Komponist, erklingt die Deutsche Erstaufführung der Suite: Slide aus dem Jahr 2009. Slide ist ursprünglich eine Kammeroper, die der Komponist später auch in dieser rein instrumentalen Fassung herausgegeben hat. Die Musik ist sehr von rhythmischen Impulsen geprägt, die teilweise der Tradition Strawinskys, aber auch der Rockmusik entstammen. Doch sind sie hochartifiziell und komplex, eine wirkliche Entdeckung.
Joseph Schwantners Music of Amber aus dem Jahr 1981 ist vielleicht eines der schönsten Stücke, die es für diese Besetzung überhaupt gibt. Die Holst-Sinfonietta hat dieses sowie andere Stücke Schwantners bereits 2003 für eine Porträt-CD eingespielt und sie seitdem auch immer wieder in Konzerten präsentiert. Der US-Amerikaner ist in seiner Heimat sehr bekannt und hoch geachtet. Er pflegt einen eigenen, unverwechselbaren Stil, der einerseits vom Impressionismus geprägt ist und anderseits von der Leuchtkraft der Musik Olivier Messiaens und seines Landmanns Goerge Crumb profitiert hat. Das Ergebnis ist eine delikate Musik: hochvirtuos, atmosphärisch und betörend.
Eine Konzertproduktion der Holst-Sinfonietta in Kooperation mit dem E-Werk Freiburg. Gefördert von: Kulturamt der Stadt Freiburg, Carl-Schurz-Haus Freiburg und Land Baden-Württemberg.