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Britten: The Rape of Lucretia

Britten: The Rape of Lucretia

While we as two observers stand between this present audience and that scene; we’ll view these human passions and these years through eyes which once have wept with Christ’s own tears.

Male and Female Chorus, Act 1
Kammeroper Op. 37 (1946/47) | Libretto: Ronald Duncan nach dem Theaterstück von André Obey

Ein Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg hat Benjamin Britten seine Oper "The Rape of Lucretia" geschrieben. Im Hinblick auf die schwierige wirtschaftliche Situation der Opernhäuser im Europa der Nachkriegszeit konzipierte Britten ein Werk, das mit wenig Aufwand und einem kleinen Ensemble auskommt. Das Orchester beschränkte er auf 12 Musiker, SängerInnen werden insgesamt acht gebraucht. Inhaltlich geht es in "The Rape of Lucretia", früher übersetzt mit "Der Raub der Lucretia", nicht um einen Raub, allenfalls um einen Raub der Ehre. Im von Etruskern besetzten Rom wetten römische Offiziere um die Treue ihrer Ehefrauen. Nur Lucretia lässt sich nicht verführen, wird vergewaltigt und begeht schließlich Selbstmord.
Im Zentrum des Geschehens steht die Vergewaltigung der tugendhaften Lukretia. Titus Livius erzählt es, 25 vor Christus, in seiner "Römischen Geschichte", schon als Exempel einer ferneren Vergangenheit: Wie zur Zeit der etruskischen Herrschaft über Rom der Etruskerprinz Tarquinius die Frau des Römers Collatinus zum Ehebruch zwingt und diese sich, befleckt doch unschuldig, ein Messer ins Herz sticht. Dem späteren Christentum war der Fall Lukretia teuer, trotz des bleibenden Skandalons des Freitods. Indes, die Sünde verwehte sozusagen in höhere Sphären, sogar in die allerhöchste; ließ sich die reine Lukretia doch als Quasi-Präfiguration für den Opfertod Christi selbst ausdeuten. Das Blut wäscht die Sünde ab, ein Selbstopfer im Namen des Heils.
Es kann auf den ersten Blick überraschen, dass Benjamin Britten sich 1946, der Krieg war eben vorbei, gerade die antike Reinheitstragödie der Lukretia als Stoff einer Kammeroper vornahm, ein Jahr nach der gewaltigen Wiederbelebung der britischen Oper mit "Peter Grimes". Und nicht nur dies: Ronald Duncans Libretto schreibt die Tradition der christlichen Ausdeutung der vorchristlichen Geschichte höchst explizit fort. Denn Duncan und Britten führten zwei Beobachter ein, einen weiblichen und einen männlichen "Chorus", die die Szenen kommentieren. "Durch Augen", singen sie, "die mit Christi Tränen weinten". Schon den Zeitgenossen schien das skandalös. Umso schwieriger der heutige Umgang mit den Jesus-der-Retter-Gesängen, die Britten den Deutern der Szene in den Mund legte, und sei es noch so verführerisch komponiert...

Künstlerisches Team

Musikalische Leitung: Klaus Simon

Inszenierung: Joachim Rathke

Ausstattung: Claudia Spielmann-Hoppe

Dramaturgie: Cornelius Bauer

Solisten

Male Chorus: Daniel Johannsen

Female Chorus: Siri Karoline Thornhill

Lucretia: Sibylle Fischer

Lucia: Leonor Pereira Pinto

Bianca: Barbara Ostertag

Tarquinius: Ejnar Čolak

Junius: Ekkehard Abele

Collatinus: David Rother

Assistenten

Musikalische Assistenz: Korrepetition: Hyunjung Kim

Musikalische Assistenz: Dirigat: Yves Scheuring

Regieassistenz und Abendspielleitung: Lilli Oeverink

Ausstattungsassistenz und Requisite: Ann-Marie Najderek

Holst Sinfonietta

Flöte/Piccolo/Altflöte: Martina Roth

Oboe/Englischhorn: Alexander Ott

Klarinette/Bassklarinette: Lorenzo Salvá Peralta

Fagott: Robert Oros

Pauken/Schlagzeug: Lee Forrest Ferguson

Harfe: Julia Weissbarth

Violine 1: Sylvia Oelkrug

Violine 2: Cornelius Bauer

Viola: Katharina Schmauder

Violoncello: Philipp Schiemenz

Kontrabass: Richard Munteanu